REISE: Zum ersten Mal: Amalfiküste

oder: Mehr dolce vita wagen

Vor einiger Zeit gab es einen regelrechten Run auf einen meiner alten Blogbeiträge. Das war so erstaunlich wie beängstigend, weil ich mir gar nicht erklären konnte, wie es dazu kam. Ich konnte sehen, dass die Leser über Suchmaschinen auf den Artikel gestoßen waren, aber meine Statistik gibt keine Auskunft dazu, wonach sie gesucht hatten. Es waren Aufrufe aus Frankreich, Österreich, der Schweiz und sogar Slowenien darunter. Und ich hoffte inständig, dass die Leser auf meiner Seite das gefunden hatten, was sie erwartet hatten. Plötzlich hatte ich so eine Art Hochstapler-Gefühl: als hätte ich so getan, als ob ich etwas ganz Tolles im Angebot habe – und das stimmt bei genauer Betrachtung gar nicht! 

An der Amalfiküste gibt es im Oktober vielleicht mehr Wolken, dafür aber schöne Motive.

Es ging um meinen Blogbeitrag zu Karlsbad, der jedenfalls informativ und lesenswert, aber kein klassischer Reisebericht ist. Hoffentlich war niemand enttäuscht! Diesmal komme ich deshalb schneller zur Sache. Versprochen. Also los!

Mit dem Boot kommt man bestens voran – und hat einen spektakulären Blick auf die Küste.

Schon während unseres Urlaubs an der Amalfiküste wollte ich unbedingt einen Beitrag darüber schreiben. Warum? Weil es dort einfach so unfassbar schön war! Die Begeisterung blieb mir allerdings gewissermaßen im Halse stecken, als unser Auto am Tag unseres Rückflugs aufgebrochen und unser sämtliches Gepäck gestohlen wurde. Ich brauchte eine Weile, um mich davon zu erholen, und so ganz habe ich das vielleicht auch noch immer nicht getan. Aber vielleicht hilft es mir ein bisschen, jetzt über unsere Reise zu schreiben – und vor allem Fotos zu zeigen, die hoffentlich für sich selbst sprechen.

Etwa eine halbe Autostunde von Neapel entfernt liegt die sorrentinische Halbinsel. Sie befindet sich zwischen dem Golf von Neapel und dem Golf von Salerno, ist umgeben vom Mittelmeer, die Ortschaften stapeln ihre bunten Häuser an den Hängen, die Sonne scheint auch im Oktober, das Zitronensorbet ist teuer, aber köstlich, und die Amalfitana, die berühmte Küstenstraße zwischen Meta und Vietri sul Mare ist nicht so kurvig, wie ich befürchtet hatte. Oder vielmehr: Sie ist kurvig, aber wegen des hohen Verkehrsaufkommens mussten wir so langsam fahren, dass es keinem von uns etwas ausgemacht hätte.

Sorrent von oben.

Wir hatten eine Woche für die Region – und ich fand die Zeit viel zu kurz. Wenn es nicht zu dem Diebstahl in Rom gekommen wäre, hätte ich direkt nach unserer Ankunft in Berlin einen weiteren Urlaub an der Amalfiküste gebucht. Wir waren jeden Tag unterwegs und jedes unserer Ausflugsziele war absolut sehens- und empfehlenswert. Meine Top Five in alphabetischer Reihenfolge: Amalfi, Neapel, Paestum, Pompeji, Positano. Und jetzt erkläre ich kurz, warum.

Die Amalfitana: Italiens heißeste Kurven.

Amalfi und Positano gehören für mich zu DEN Orten, die man an der Amalfiküste gesehen haben muss – auch, wenn sie natürlich schon seit Jahrzehnten kein Geheimtipp mehr und in der Hochsaison wahrscheinlich hoffnungslos überlaufen sind. Dennoch: die pastellfarbenen Häuschen am Hang Positanos und den mit Palmen und Hecken begrünten winzigen Kreuzgang der Kirche in Amalfi hätte ich auf gar keinen Fall verpassen wollen, beides auf ihre Art eine Augenweide, ich konnte mich kaum satt daran sehen. Vor allem in Positano hätte ich gern noch mehr Zeit verbracht, es gibt einen Hügel, vielleicht auch einen Berg, den wir noch hätten erklimmen können, aber dazu ließen sich die Kinder nicht überreden (im Reiseführer stand Interessantes dazu, er wurde leider auch gestohlen).

Ich hätte nicht gedacht, dass Positano wirklich so aussieht wie ein Puzzle-Motiv.

Und wenn dann auch noch die Sonne herauskommt …!

Baden kann man mit Glück auch noch Ende Oktober (hier am Strand von Positano).

Nach Amalfi sind wir von Salerno aus mit dem Boot gefahren (dort in der Nähe – in Vietri sul Mare – lag unser Ferienhaus). Wir haben in Amalfi einen kleinen Stadtbummel gemacht und sind dann über den Ort Atrani bis hoch nach Ravello gelaufen oder vielleicht sogar gewandert. Eigentlich hatten wir mit dem Bus fahren wollen, aber entweder kam er nicht oder wir haben ihn übersehen oder er uns. Jedenfalls sind wir zu Fuß unzählige Treppen bergan gestiegen. Wer nicht einigermaßen gut im Training oder mit kleinen Kindern unterwegs ist, dem empfehle ich ausdrücklich, den Aufstieg nicht zu Fuß zu unternehmen. Aber: Es lohnt sich! Ravello ist wunderschön. Baby Boss und ich haben gemeinsam die Villa Rufolo besichtigt, und eigentlich stand die Villa Cimbrone auch auf meinem Programm, aber dazu konnte ich niemanden mehr überreden, was aber auch daran lag, dass wir den Berg wieder herunterkraxeln mussten, um zu einer bestimmten Uhrzeit im kleinen Ort Minori unser Boot zurück nach Salerno zu besteigen.

Angekommen im Wohlstand, ich meine: in Amalfi.

Der beschauliche und begrünte Kreuzgang.

Haben wir gerade 10 Euro für ein Zitronensorbet ausgegeben? Egal! Schmeckt trotzdem köstlich!

In Ravello hätte ich gern noch mehr Zeit verbracht, allein schon wegen der schönen Villen und Gärten.

Die Villa Rufolo. Wenn man erst am Nachmittag kommt, liegen Teile des Gartens leider im Schatten.

Beim Abstieg von Ravello nach Minori …

Auch für Neapel hätte ich gern mehr Zeit gehabt und ich glaube, dass ich nochmal dorthin zurückkehre. Besonders genossen haben wir den Stadtrundgang, der uns unter anderem über die berühmte Straße Spaccanapoli geführt hat. Außerdem haben wir Pizza in der (angeblich) ältesten Pizzeria der Welt gegessen (schmeckte super und war total preiswert) und Zeit im Museum Capodimonte verbracht. Aber es gäbe noch so viel mehr zu sehen: zum Beispiel den Garten des Klosters Santa Chiara, das Archäologische Nationalmuseum und die Katakomben.

Nebel über Neapel? Oder einfach nur Fensterscheibe im Museum nicht geputzt?

Das Museum: innen und außen schön!

Pizza aus der ältesten Pizzeria der Welt – frisch, lecker und passt gefaltet in jede Handtasche.

Diego Maradona ist eine Art Nationalheiliger – vollkommen zu Recht.

In Neapel sind sogar …

… die U-Bahnhöfe sehenswert.

Wer bei der Chocolaterie von Gay-Odin vorbeikommt, sollte dringend etwas kaufen! Eis geht auch!

Pompeji ist mein persönlicher Überraschungserfolg. Ich würde mich als geschichtlich nicht besonders interessiert bezeichnen, oder anders gesagt: Geschichte interessiert mich schon, aber ich kann mir diese ganzen Zahlen und Namen und Fakten leider nicht besonders gut merken. Das hat für mich etwas latent Frustrierendes. Pompeji allerdings macht Geschichte greifbar. Zur Vorbereitung auf unseren Besuch haben wir abends in unserem Ferienhaus zwei Dokumentationen angeschaut, die sehr informativ waren und zum Beispiel das Phänomen der Gipsabdrücke der Opfer von Pompeji erklärt haben (manche Leichen hinterließen Hohlräume im Gestein, die später mit Gips ausgegossen wurden). Das hat etwas mit dem pyroklastischen Strom zu tun, dieses Wort habe ich mir merken können und werde es wahrscheinlich auch nie wieder vergessen.

Die an den Vulkanausbruch verlorene Stadt hat mich sehr beeindruckt. Es fühlt sich an, als wäre es gerade erst gestern gewesen, dass jemand in den stattlichen Villen zum Abendessen eingeladen hat oder mit einem Karren über die Straßen gefahren ist (Spurrillen sind noch zu sehen).

Die Nähe zum Vulkan wurde Pompeji bekanntlich zum Verhängnis.

Die Häuser sind wegen der Besucherströme nicht alle gleichzeitig geöffnet. Warten lohnt sich!

Freunde von uns haben eine private Führung gebucht, das würde ich das nächste Mal auch tun.

So leer sind die Straßen Pompejis leider selten (mehr als 2,5 Millionen Besucher pro Jahr) .

In Paestum stehen antike griechische Tempel, die in einem erstaunlich guten Zustand sind. Und auch wenn ich mir nicht merken kann, was dorisch und was ionisch oder korinthisch ist, hat mir der Besuch der Ruinenstätte großen Spaß gemacht, allein schon, weil wir herrliches Wetter hatten, dort spazieren gehen und ich Fotos machen konnte.

Mein Mann könnte jetzt etwas zum Unterschied zwischen dorischen und ionischen Säulen erzählen …

… ich habe ihn leider schon wieder vergessen (den Unterschied, nicht meinen Mann).

Jeder Ausblick ein Motiv.

Auf dem Weg nach Paestum haben wir noch einen Abstecher zur Büffelfarm und Käserei Tenuta Vannulo gemacht und ein bisschen Mozzarella gekauft, den wir später zu unserem Picknick eingeladen haben.

Mozzarella im Nichtschwimmerbecken.

Hat genauso köstlich geschmeckt, wie der Anblick vermuten lässt.

Gern gesehen haben wir auch den Fjord im kleinen Örtchen Furore (leider hat es dort wie aus Kübeln geschüttet – Wettervorhersage beachten!) und den Ort Capaccio Vecchio (in der Nähe von Paestum).

Warum bis nach Norwegen fahren? Der Fjord von Furore!

In Capaccio Vecchio übertrifft sich Italien selbst.

Orte, schöner als jede Kulisse!

Ein Paradies – nicht nur für Menschen, die gern fotografieren.

Für unsere nächste Reise an die Amalfiküste fallen mir auf Anhieb fünf Orte ein, die wir diesmal verpasst haben und die sich bestimmt lohnen: Capri, Ischia, der Wanderweg Sentiero degli Dei, das Café Sal De Riso in Minori (dort gibt es köstliche Törtchen!) und – Pompeji! Die Ausgrabungsstätte würde ich wirklich gern noch einmal besuchen, ebenso wie Neapel übrigens. Und den Vesuv natürlich, den haben wir dieses Mal nur von weitem gesehen.

Minor Earth, Major Sky. (Super Lied von a-ha, dringend mal anhören!)

Der Hafen von Salerno bei Nacht (nein, um ehrlich zu sein: am Nachmittag!)

Solche Törtchen gibt es im Sal De Riso, sie werden aber auch an andere Cafés geliefert.

8 Kommentare zu „REISE: Zum ersten Mal: Amalfiküste“

  1. Liebe Sophie,
    das ist ja wieder ein toller Blog,
    guter Text, fantastische Fotos, mir ist das Wasser im Munde zusammengelaufen bei all den Köstlichkeiten. Am liebsten hätte ich die Koffer gepackt und wäre losgereist, um die herrliche Landschaft, die malerischen Städte und die atmosphärischen Gässchen live zu sehen. In diesen dunklen und kalten Zeiten „erwärmt“ dein Blog ungemein.
    Es grüßt recht herzlich der „Follower“

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    1. Lieber Follower,
      mir hat es auch großen Spaß gemacht, über diesen Urlaub zu schreiben und alles nochmal Revue passieren zu lassen. Das machen wir normalerweise immer nach unseren Reisen, und diesmal ist es etwas zu kurz gekommen. Hatte wohl mit dem Diebstahl zu tun … Dabei war der Urlaub als solcher wunderschön und dem wollte ich gern noch Rechnung tragen. (Das waren jetzt aber viele Redewendungen in den paar Zeilen …)
      Es freut mich, dass dir Bericht und Bilder Lust aufs Reisen gemacht haben. Mir geht das auch immer so, wenn ich mir Fotos anschaue. So viele schöne Orte in dieser Welt!
      Es grüßt sehr herzlich zurück: Sophie

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  2. Und wenn wir doch irgendwann einen Umzug nach Neapel planen sollten, weiß ich jetzt, dass ich Francesco anrufe. Wie clever ist das denn, seine handgeschriebene Werbung direkt unter den heiligen Maradona – garantiert ein gern fotografiertes Motiv – zu pinnen. 😎
    Liebe Sophie, vielen Dank für deinen zauberhaften, wie immer so herrlich persönlichen Bericht. Ich hoffe, es irgendwann auch mal in diese Gegend zu schaffen und dann komme ich auf deine Empfehlungen zurück. In der Nebensaison sollte es sein, da kostet das Zitronensorbet wohl auch nicht weniger, aber die Warteschlange, um es zu erstehen, ist garantiert kürzer. 😂
    Schade, dass die Amalfiküste von uns aus so weit weg ist wie Berlin.
    Liebe Grüße von Anke

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    1. Hihi, Francesco hat offensichtlich alles richtig gemacht – und du hast ganz aufmerksam die Fotos studiert! Das freut mich, aber von dir hätte ich auch nichts anderes erwartet, liebe Anke!
      Es ist eigentlich kaum zu glauben, dass Neapel ebenso weit entfernt von euch ist wie Berlin! Und weißt du was? Dann komm doch lieber mal hier vorbei, bevor ihr nach Neapel und zur Amalfiküste reist. Vielleicht lohnt sich der Süden ein bisschen mehr (nicht nur wegen des Zitronensorbets), aber wenn du nach Berlin kommen würdest, könnten wir uns persönlich begegnen und das fände ich ganz wunderbar!
      Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag! Sophie
      PS Die Warteschlange war tatsächlich nicht lang! 😉

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