oder: Zu viel des Guten
Gestern gab es Tortellini mit einer Schafskäse-Sahne-Sauce zum Abendessen. Nachdem ich mir aufgetan hatte, entdeckte ich kleine dunkle Kügelchen auf meinem Teller. „Was ist das?“, fragte ich meinen Mann, der ratlos mit den Schultern zuckte. Die Sauce war mit Pfeffer und Paprikapulver gewürzt, für gemahlenen Pfeffer waren die Kügelchen zu groß. Ich holte eine Zeckenkarte, ein rechteckiges Stück Plastik mit integrierter Lupe, und betrachtete den Fund. Meine einsetzende Altersweitsichtigkeit machte es mir schwer, Genaueres zu erkennen. Dennoch drängte sich der Verdacht auf, dass es sich bei den Kügelchen um kleine Käfer handelte. Auf die Schafskäse-Sahne-Sauce hatte ich mich gefreut, jetzt war mir der Appetit vergangen. Nach dem (kurzen) Abendessen untersuchte mein Mann sämtliche Gewürze, überprüfte Streuer und Tütchen, fand Käferchen und Larven nicht nur im Paprikapulver, entsorgte, was wegmusste, und wischte den Schrank. Streng genommen müssten wir jetzt alle Schränke und alle Lebensmittel überprüfen, nicht nur den Gewürzschrank. Aber dazu haben wir gerade keine Zeit.
Am Ende unseres Urlaubs in Frankreich hatte es begonnen, in einem meiner Backenzähne zu ziehen – nur wenige Wochen nach der letzten Durchsicht beim Zahnarzt. Ich hatte Sorge, dass es schlimmer werden würde. Das Problem drängte umso mehr, weil noch eine weitere Reise ansteht. Morgen wollen wir nämlich für eine Woche nach Rumänien fliegen. Unser Zahnarzt ist gerade selbst verreist, ich konnte von Glück sagen, dass ich auf die Schnelle in einer anderen Praxis einen Termin bekam, nämlich gestern früh. Es stellte sich heraus, dass ich einen Riss im Zahn hatte. Ein bisschen bohren, Füllung, fertig.
Als ich nach Hause kam, hatte ich keine Zahnschmerzen mehr, Belle dafür aber Bauchschmerzen, zum zweiten Mal in dieser Woche. Ich machte ihr ein Kirschkernkissen warm und sagte, wir müssten das beobachten. Heute geht es ihr wieder gut, dafür hat unser Kaninchen Jimmy Bauchschmerzen. Das ist daran zu erkennen, dass er nicht mehr frisst und ein bisschen aufgeplustert und antriebslos im Käfig sitzt. Das passiert immer mal wieder, aber besonders große Sorgen machen wir uns, wenn Hermine, das andere Kaninchen und seine ziemlich beste Freundin, stark haart. Das ist gerade der Fall. Streicht man ihr durchs Fell, geht es ihr fast büschelweise aus. Im vergangenen Jahr war Jimmy schwer krank und stand kurz vor einer OP, weil er zu viele von Hermines Haaren geschluckt und das Fell zu einer Verstopfung geführt hatte. Damals habe ich Jimmy stündlich flüssige Nahrung angerührt und sie ihm mithilfe einer winzigen Spritze eingeflößt. Zehn Spritzen pro Stunde, gut acht Stunden lang. Also rund 80 Spritzen.
Heute habe ich ihm schon mehrmals Wasser in sein kleines Mündchen gespritzt, die Spezialnahrung gibt es nur beim Tierarzt. Wir müssten dorthin gehen, falls es ihm nicht innerhalb der nächsten Stunden besser geht. Erwähnte ich es schon? Morgen fahren wir für eine Woche in den Urlaub.
Eineinhalb Tage vor unserer Abreise nach Frankreich übergab sich Baby Boss abends und nachts mehrmals. Für einen Moment stand es in den Sternen, ob wir wie geplant unseren Urlaub antreten könnten: mit dem Zug von Berlin nach Paris. Jetzt denke ich darüber nach, was wir machen sollen, falls sich Jimmy nicht im Laufe des Tages erholt. Unsere Nachbarin, die sich während unserer Abwesenheit um die Kaninchen kümmert, kann ihm nicht stündlich Flüssignahrung einträufeln. So viel steht fest. Meine Mutter hat ihre Hilfe angeboten. Aber sie würde schon ihre Schwierigkeiten haben, überhaupt in das Auslaufgehege zu klettern.
Nach Rumänien wollen wir schon seit längerer Zeit fahren. Unsere Reise, die für den Sommer 2020 geplant war, mussten wir wegen Corona absagen. Im Frühling 2022 hatten wir wieder gebucht und entschieden uns dann wegen des Krieges in der Ukraine dagegen, der damals gerade erst begonnen hatte. Das ist unser dritter Anlauf.
Die Koffer sind noch nicht gepackt, zwei Wäscheständer stehen im Wohnzimmer, überall liegt etwas herum, bei uns herrscht wie so oft das Chaos. Aber gerade hat Jimmy ein bisschen Petersilie gefressen. Noch habe ich Hoffnung, dass alles klappt.
Ich drücke ganz fest die Daumen für eure Reise! Es ist beruhigend zu hören, dass andere in die gleichen chaotischen Situationen geraten. Also wir vor zwei Wochen nach London fliegen wollten (Montagmorgen) fiel meinem Mann Freitagabend eine Zahnfüllung heraus und natürlich war auch unser Zahnarzt im Urlaub….. Gut, dass es auch Notzahnärzte gibt.
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Ja, wie gut! Ich war auch richtig dankbar, habe mich in der Praxis sehr gut aufgehoben und behandelt gefühlt, kam pünktlich dran und war nach einer Viertelstunde wieder fertig. Obwohl es sich um einen Zahnarztbesuch gehandelt hat, würde ich es als richtig guten Start in den (gestrigen) Tag bezeichnen.
Das mit der Füllung (oder war es eine Krone?) ist auch schon mal einer Freundin von uns passiert, bevor sie uns mit ihren Kindern in Amsterdam besuchen wollte, als wir zu Himmelfahrt da waren (sie wohnt mit ihrer Familie in Köln). Leider hat sie auf die Schnelle niemanden gefunden, der das Problem lösen konnte, so dass unser lang ersehntes Treffen ausfallen musste. 😦
Vor längeren Reisen lassen wir meist unser Auto checken, vielleicht muss das in Zukunft auch für unsere Zähne gelten. 😉
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Liebe Sophie. Bei deinen Zahnschmerzen musste ich auch direkt an das von meinem Zahn verpatzte Treffen in Amsterdam denken. Da habe ich mich aber auch geärgert. UND die Enttäuschung der Kinder on top. Eine gute Zeit in Rumänien. Tolle Bilder. Lg katharina
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Haustiere sind wie weitere Kinder, die man den Kindern zu Liebe anschafft und um die man sich sorgt, als hätte man nicht schon genug Kümmerei. Wir haben zwei Kanarienvögel, frag nicht wie es war, als einer krank wurde und starb, trotz tierärztlicher Hausbesuche. Wir haben gleich einen Ersatzgefährten geholt und ich schwebe jetzt ständig in Sorge, ob alles gut ist.
Ich drücke die Daumen, dass Jimmy sich berappelt und ihr fünf morgen fit seid, um auf die lang ersehnte Reise zu gehen. Vielleicht ist ja alles wirklich nur dazu da, dich von der unerfreulichen und vollkommen sinnlosen Flugangst abzulenken.
Also, lasst euch nicht aufhalten! LG Anke
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Genau so ist es: Man kümmert sich und sorgt sich und ich muss sagen, dass ich die Kaninchen wirklich sehr liebgewonnen habe. Also sorge ich mich gleich nochmal mehr.
Wie heißen den eure Kanarienvögel? Hast du schon mal über die beiden geschrieben?
Und, ja, ich habe mich heute Abend tatsächlich gefragt, ob das alles ein Manöver des Schicksals war, um mich von meiner Flugangst abzulenken. Falls ja, so würde ich es als geglückt bezeichnen, allerdings mit Sorgenfalte auf der Stirn und zusammengekniffenem Mund. 😉
Herzliche Grüße! Sophie
PS Jimmy hat mittlerweile auch Karotte gefressen. Es geht voran. Und unsere liebe Nachbarin ist instruiert.
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Oh, die ligurische Sonne spielt mir übel mit. Wir komme ich auf Kanarienvögel, wir haben Wellensittiche. In Italienisch Cocorite. Nein, ich habe auf dem Blog noch nicht von ihnen geschrieben. Ich hatte, als wir sie im Pandemiewinter 2020 angeschafft haben (damals gelang es mir nicht mehr, dem Wunsch der Mädchen nach Haustieren entgegenzuhalten), angefangen von ihnen zu schreiben, es sollte ein Kinderbuch werden, aber dann geschah dieses traurige Ding, dass der eine im Frühsommer bereits starb. Wir haben dann für Coco gleich Tino geholt, denn Wellensittiche sollen nicht einzeln leben müssen.
Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass ihr so eine liebe Nachbarin habt, die übernimmt, wenn ihr wegfahrt. Unsere Konstellation im Haus ist nicht so glücklich, dazu kommt, dass im August die meisten selbst im Urlaub sind.
Wünsche eine gute, unbeschwerte Reise! 🤩
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Wellensittiche finde ich sehr niedlich. Als Kind wollte ich auch einen haben. Mir ist so, als hätte ich damals ein Buch gelesen, in dem einer eine Rolle spielte. Ich sehe das Cover noch dunkel vor mir.
Ich kann sehr gut verstehen, dass du nicht mehr darüber schreiben wolltest. Ist wirklich traurig, dass einer der beiden so schnell gestorben ist.
Vielen Dank für deine Reisewünsche!
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Manchmal ist halt der Wurm drin… aber eben nur manchmal, meistens löst sich alles in Wohlgefallen auf – so wie hoffentlich jetzt mit dem Kaninchen Jimmy! Gute Reise!
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Dein Wort in Gottes Ohr. Jimmy geht es jedenfalls deutlich besser.
Und vielen Dank für die guten Wünsche!
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