Immer wieder: Bloggen

oder: Vom Teilen und Mitteilen

Ich schreibe gerade wahnsinnig viel – aber wahnsinnig wenig für meinen Blog. Dabei ist das hier einer der wenigen Orte, an denen ich mich mit anderen in Verbindung setzen und mich mitteilen kann. Hier veröffentliche ich Texte, vieles andere speichere ich doch sonst nur mehr oder weniger ungelesen auf meinen zahlreichen USB-Sticks ab. Manchmal kommt mir das Schreiben für den Blog fast wie eine Brieffreundschaft vor, bei der man einer anderen Person sein Herz ausschüttet und hofft, verstanden zu werden. Das ist mir wichtig! Hallo, ihr da draußen, findet ihr euch in meinen Beiträgen wieder? Wenigstens manchmal?

Ich habe das Gefühl, dass ich den Blog zurzeit sehr vernachlässige. Zweimal wurde mir in den vergangenen Wochen von der Sorge berichtet, aus dem E-Mail-Verteiler geflogen zu sein, der auf eine neue Veröffentlichung hinweist. Nein, das seid ihr nicht! Es ist alles meine Schuld! Manchmal vergesse ich nämlich, wie wichtig mir dieser Blog ist. Oder, anders gesagt, ich vergesse es nicht, aber ich fühle mich gezwungen, Prioritäten zu setzen. Was die Schreiberei betrifft, schlägt mein Herz momentan am lautesten für Hannah und Niko. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Ich muss die Liebesgeschichte der beiden verfolgen, ich will wissen, ob sie am Ende zusammenfinden – oder nicht. Trotzdem nehme ich mir ganz fest vor, wieder mehr Texte auf meinem Blog zu veröffentlichen. Es mangelt mir nicht an Themen!

Neulich zum Beispiel war ich drauf und dran, einen Beitrag über meine Eltern zu schreiben. Wir waren alle zusammen in unserem Garten: mein Mann, unsere drei Töchter, meine Eltern und ich. Er liegt im schönen Bundesland Brandenburg, etwa 35 Autominuten von unserer Wohnung entfernt (das gilt nur, wenn man über die Autobahn fährt, über Land dauert es deutlich länger). Ich hatte einige Sorgen und ich wollte sie an diesem Tag mit meinen Eltern teilen. Sie saßen mir gegenüber auf der Terrasse, auf hölzernen Gartenmöbeln von IKEA, hörten mir zu, nickten hin und wieder bedächtig mit ihren Köpfen und fanden am Ende kluge und aufbauende Worte.

Zwei Gedanken schossen mir an dem Tag durch den Kopf. Erstens: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ich bin durch und durch das Kind meiner Eltern. Ich kann zum Beispiel ebenso gut wie sie in Worst-Case-Szenarien denken. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, jederzeit vom Schlimmsten auszugehen – und sei es noch so abwegig! Ein Bumerang – unglücklich am Kopf aufgekommen – hat schon manchen Australier das Leben gekostet! Ich bin vielleicht nicht wesentlich neurotischer als sie. Aber!!! Meine Eltern haben definitiv das Herz am rechten Fleck. Und das war auch nie anders. Sie nehmen es ernst: das Elternsein. Haben meinem Bruder und mir Wurzeln gegeben und Flügel verliehen.

Der zweite Gedanke war: Wenn meinen eigenen Kindern im Alter von Mitte 40 meine Meinung auch nur halb so wichtig ist, wie mir die meiner Eltern, dann habe ich ziemlich viel richtig gemacht. In der Erziehung und wahrscheinlich sogar in meinem ganzen Leben. Vielleicht muss ich in solchen Momenten mein Hörgerät einschalten, um meine Töchter besser zu verstehen. Vielleicht bin ich mit zitternden Händen in einem uralten Mercedes über die Landstraße gekrochen, um solche Nachmittage in der Laube mitzuerleben. Vielleicht habe ich extra Lachs für den gemeinsamen Mittagsimbiss gekauft, Melone für meine Enkel aufgeschnitten, Kirschtee gekocht und in leere Mineralwasserflaschen gefüllt. Vielleicht helfe ich meinen Rückenschmerzen zum Trotz bei der Gartenarbeit mit.

Ich wünsche mir, dass mir meine Töchter später ebenso nahestehen wie ich meinen Eltern. Dass wir ein so gutes, herzliches und inniges Verhältnis zueinander haben. Meine Mutter und mein Vater sind übrigens treue Blog-Leser der ersten Stunde und freuen sich über jeden Beitrag. Allein deshalb sollte ich hier hin und wieder von mir hören lassen. Denn ob sie später auch die Geschichte von Hannah und Niko lesen dürfen, weiß ich noch nicht. Da geht es nämlich ganz schön zur Sache …

Worüber ich in den vergangenen Tagen sonst noch schreiben wollte? Auf jeden Fall über den Wichtel, der bei uns eingezogen sein muss. Es ist nur ein Verdacht, gesehen habe ich ihn – oder sie? – noch nicht. Ich weiß nur, dass er heimlich von meiner Hafermilch trinkt – und mir deshalb morgens nur noch eine Pfütze für mein Müsli bleibt. Der Wichtel wirft auch ständig Haargummis auf den Boden, vorzugsweise in unserer Kammer. Er dreht Socken auf links und verteilt sie in der Wohnung, lockt in der Küche mit überreifen Pfirsichen Fruchtfliegen an, reißt Kleidung aus Baby Boss’ Kommode und wirft sie im Kinderzimmer auf den Parkettboden. Er lässt Gläser im Regal stehen, trinkt zu viel Kakao und stopft unsere Wäschekiste mit vermeintlich schmutziger Kleidung voll, so dass ich jeden zweiten Tag eine Waschmaschine einschalten muss. Wenn ich seiner habhaft werde, kann er echt was erleben! Das klaut mir nämlich auch alles Zeit, die ich gut fürs Schreiben gebrauchen könnte!!!

Gäbe es den Wichtel nicht, hätte ich auch bestimmt schon längst vom Abiball meiner ältesten Tochter Belle berichtet – vielleicht hole ich das nach, wenn ich den kleinen Schurken erwischt habe. Außerdem wollte ich noch einen Text über „den kleinen Luxus“ verfassen als herzlichen Gruß an meine fantastische Nichte, meine großartigen Neffen und deren wunderbare Mutter. Oder einen über meinen 70 Jahre alten Zwilling, von dem ich bei meiner Geburt getrennt wurde und den ich endlich wiedergefunden habe. Wir unterhielten uns neulich unter anderem über die Wichtigkeit, die Geschirrspülmaschine mit System einzuräumen. Das verstehen nur die Allerwenigsten!!!

In den vergangenen Wochen bin ich immer mal wieder gefragt worden, wann ich eigentlich schreibe. In meinem Kopf tue ich das ständig. An meinem Manuskript arbeite ich jeden Tag, mindestens zehn Minuten, aber meistens sehr viel länger. Wenn ich weiß, dass ich viel zu tun habe, dringende und drängende Termine auf meiner Agenda stehen oder mich mein Job in besonderem Maße fordern wird, stelle ich mir den Wecker auch schon mal auf fünf Uhr früh und schreibe, wenn alle anderen Familienmitglieder inklusive Wichtel noch schlafen – auch am Wochenende.

4 Kommentare zu „Immer wieder: Bloggen“

  1. Ui, das ist ja ein buntes Potpourri, das du uns heute servierst!
    Deine Zeilen mäandern wunderbar von Feiergesängen auf deine Eltern über kleine freche Wichtel bis zu ungeschriebenen Blogbeiträgen. Bin sehr gespannt, was du uns tatsächlich als nächstes präsentierst…
    PS Grüße an den Wichtel, wenn du ihn siehst. 🤗

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    1. Ja, ich bin auch sehr gespannt, was ich als Nächstes schreibe. Mir schwebt etwas unter dem Titel „Zum ersten Mal: Angst vor dem Spiegel“ vor. Und der Beitrag wird nichts mit Äußerlichkeiten zu tun haben. Stay tuned!😉

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  2. Ich schätze ja, der Wichtel liest mit und deine Zeilen über ihn sind ein Wink mit dem Zaunpfahl?! Ansonsten ist es schön, vor lauter Themen nicht zum Blogschreiben zu kommen … pralles Leben, das klingt gut. Und dann auch noch die Liebesgeschichte … trotzdem schön, auch hier mal wieder von dir zu lesen, liebe Sophie.

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    1. Meinst du, der Wichtel nutzt etwa auch noch unser WLAN?! Dieser kleine Halunke!😉
      Ja, pralles Leben! Das stimmt. Es fühlt sich gut an, dieser Rummel! Und der Blog muss dann eben für eine Weile ein bisschen zurückstecken.
      Ich finde es auch sehr schön, hier von dir zu lesen, liebe Anke.💕
      Sehr herzliche Grüße aus Berlin!

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